Roadtrip durch Norwegen (05.07. - 04.08.18)

Norwegen ist landschaftlich sicherlich eines der schönsten Länder, welche wir besucht haben. Es ist die Heimat der Trolle, Fjorde, Gletscher und Wasserfälle. Reine Luft, sauberes Wasser und jede Menge Natur - so stellten wir uns Norwegen vor. Unsere 32 tägige Reise brachte uns Norwegens Vielfalt näher. 5900 km im unserem Camper: zum Polarkreis und weiter bis zu den Lofoten, entlang der Fjorde und der Küste, über Berge, entlang von Flüssen und eine Kurzvisite in Trondheim und Bergen.


Unsere Route

Ursprünglich sollte es eine Rundreise durch den Süden des Landes werden. Die vielen Bilder und Videos von der Inselgruppe der Lofoten hat uns aber dazu bewogen unsere Pläne auf den Kopf zu stellen und den weiten Weg in den Norden unter die Räder zu nehmen. Wir haben es nicht bereut. Obwohl der Weg bis zu den Lofoten weit ist und mehrere Tage in Anspruch nimmt, zahlte es sich aus. Ich empfehle aber für einen solchen Trip sich mindestens 4 Wochen Zeit zu nehmen. Die Distanzen sind gross und die Strassen sind zwar sehr gut ausgebaut, lassen aber eine Geschwindigkeit von mehr als 80km/h nicht zu.
Frühmorgens klingelte der Wecker. Um 2.00 Uhr wollten wir unsere Fahrt Richtung Norden beginnen. Ziel war es bis mindestens Hamburg zu fahren. Unser Mittagshalt machen wir am grossen See bei Northeim. Wir kamen gut und ohne grössere Staus voran und so erreichten wir am frühen Abend den Stellplatz auf dem Caravanpark am Brahmsee in Langwedel. Der Campingplatz ist einfach ausgerüstet, aber die Sanitäranlagen sind sauber. Am Abend genossen wir einen Spaziergang zum nahe gelegenen Brahmsee und knipsen die ersten Fotos und flogen, nicht zu jedermanns Freude, unsere ersten Runden mit der Drohne.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter durch Dänemark. Gegen Abend erreichten wir Frederikshavn. Am Stellplatz der Marina, kurz vor dem Fährhafen, fanden wir einen Platz zum Übernachten. Der Platz ist ruhig und direkt am Meer gelegen. Die Duschen und WC Anlagen des Hafens können gegen eine Gebühr benutzt werden. Der Stellplatz ist keine 10 Minuten vom Fährhafen entfernt und somit idealer Ausgangspunkt für die Weiterreise mit der Fähre.
 
Die Überfahrt von Dänemark nach Oslo dauert ca. 9 Stunden. Die Mitnahme eines Hundes auf Fähren in Skandinavien ist immer was Besonderes. Wir empfehlen die Bestimmungen der Reederei genau zu beachten und frühzeitig eine Kabine mit Hund zu reservieren. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Hund während der gesamten Überfahrt im Fahrzeug blieben muss und nur zu gewissen Zeiten besucht werden kann. Dies wollten wir unserem Hund nicht antun und haben deshalb eine Kabine gebucht.
Die letzten beiden Stunden der Überfahrt genossen wir auf dem Deck. Bei herrlichem Sonnenschein fuhren wir durch den Oslofjord und kamen um 18:30 pünktlich in Oslo an.
Gemäss den norwegischen Einreisebestimmungen muss der Hund bei der Einreise angemeldet werden. Die erfolgt unkompliziert direkt bei der Einreise am Zoll. Beim Verlassen der Fähre einfach der roten Linie (Ware zum Verzollen) folgen. Dort wird der Chip abgelesen und der Heimtierausweiss genauestens geprüft. Hunde sind in Norwegen absolut kein Problem. Wie in vielen anderen Ländern herrscht Leinenpflicht und in öffentlichen Gebäuden sowie Restaurants sind Hunde verboten. Es ist zu empfehlen vor der Abreise sich über die Einreisebestimmungen zu informieren, da gewisse Impfungen und Entwurmungskuren rechtzeitig durch den Tierarzt durchgeführt und bestätigt werden müssen.
Weitere Informationen: Mit Tieren nach Norwegen
Endlich haben wir Norwegen erreicht. Die Fahrt Richtung Norden verlief ohne Probleme. Je weiter wir uns von Oslo entfernten, desto geringer wurde der Verkehr. In einem kleinen Ort ausserhalb von Oslo gingen wir einkaufen und der Hund musste nach der langen Überfahrt auch mal sein Geschäft verrichten. Weiter ging unsere Fahrt nach Lillehammer. Auf dem Parkplatz der Sprungschanze oberhalb von Lillehammer mit einer schönen Weitsicht auf das ganze Tal haben wir für 100 Kronen übernachtet (Ohne V+E). Mit einem herrlichen Sonnenuntergang ging der erste Abend in Norwegen zu Ende.
 
Lillehammer liegt rund 180 Kilometer nördlich von Oslo, am Nordufer des Mjøsa-Sees im Gebirgstal Gudbrandsdalen. Sie wurde durch die Ausrichtung der XVII. Olympischen Winterspiele 1994 weltweit bekannt. Ein Besuch der Sprungschanze ist empfehlenswert. Der Aufstieg über die vielen Stufen war zwar anstrengend, aber wir wurden mit einem herrlichen Ausblick auf das Tal und den umliegenden Bergen belohnt. In Lillehammer befindet sich auch das Maihaugen, das mit über 200 Gebäuden größte Freilichtmuseum in Norwegen. Leider hatten wir für einen Museumsbesuch zu wenig Zeit. Wir wollten möglichst schnell Richtung Norden weiterfahren
 
Die Fahrt entlang der E6 führte uns durch den Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark, einem beliebten Wanderziel zwischen Lillehammer und Trondheim. Eine der Hauptattracktion im Park sind die Moschusochsen, die vor 70 Jahren aus Grönland eingeführt worden sind und sich innerhalb des Parks frei bewegen. Leider trug das Wetter nicht dazu bei eine grössere Wanderung zu machen. Trotzdem wollten wir die karge Landschaft nicht ohne ein Foto und ein Flug mit der Drohne hinter uns lassen.
 
Zur Übernachtung fuhren wir auf den Campingplatz Falkk etwas ausserhalb Trondheim. Der Platz ist einfach, sauber und schön gelegen. 3 Toiletten für den gesamten Campingplatz waren eher knapp. Vom Campingplatz führt ein Fussweg zur Busshaltestelle. Der Campingplatz ist eine gute Ausgangsposition für den Besuch von Trondheim. Da wir die Stadt erst auf dem Rückweg vom Norden besuchen wollten, blieben wir nur eine Nacht.
Unsere Fahrt auf der E6 ging weiter nordwärts. Die Strecke zwischen Trondheim und Mo i Rana bietet nicht viel Spektakuläres, deshalb haben wir uns entschieden möglichst viele Kilometer hinter uns zu bringen. Übernachtet haben wir auf dem Campingplatz Nyheim in Namsskogan. Der Platz liegt gleich an der E6 an einem Fluss gelegen. (Entsorgung möglich). Mit dem Hund ist nur ein sehr kurzer Spazierweg möglich, ausser man läuft auf der Strasse entlang. Auf der anderen Flussseite befindet die Eisenbahnlinie in den Norden. Die Personen- wie auch die Güterzüge sind gut zu hören und erinnerten und an den Campingurlaub in Kanada.
 
Wir passierten auf der E6 die Grenze zu Nord Norge, dem nördlichen Landesteil von Norwegen.
Auf unserem Weg weiter nach Mo i Rana machten wir einen Abstecher zum Laksforsen (Lachswasserfall). Er beeindruckt nicht durch seine Fallhöhe, dafür umso mehr durch die Breite und die gewaltigen Wassermassen. Der Laksforsen ist mit einer Wassermenge von rund 700 m³/s einer der wasserreichsten Wasserfälle in Europa. Direkt am Wasserfall gibt es ein Cafe, von dem aus man einen guten Blick auf den Wasserfall hat. Wir spazierten zum Ufferrand, wo die Wucht und Kraft des noch besser zu spüren ist.
Laksforsen
 
Mo i Rana liegt nur wenige Kilometer südlich des Polarkreises und ist der Ausgangspunkt für einen Ausflug an den Svatisen Gletscher. Im Touristencenter erkundigten wir uns über einen Ausflug zum Gletscher. Da es aber schon früher Nachmittag war, entschlossen wir uns für die Weiterfahrt Richtung Lofoten und den Gletscher auf dem Rückweg zu besuchen. Die E6 führt uns weiter über das Saltfjell und auf ca. 680 Meter über Meer am Polarkreiszentrum vorbei. Das Zentrum mit einer Cafeteria informiert mit Ausstellungen und Filmen über die Aspekte des Polarkreises. Die riesige Hochebene mit der kargen Vegetation lädt zum Stauen ein. Wir unternahmen eine kleine Wanderung auf einer der umliegenden Hügeln und konnten so die Weite der Landschaft in vollen Zügen geniessen. Ziel war es auch genau auf dem Polarkreis zu stehen. So irrten wir durch das Gelände bis um 16:46 das GPS auf meiner Uhr genau die Position von N66°33' anzeigte. In der Zwischenzeit war 17:30 und kein Anzeichen einer Abenddämmerung (genau, wir sind ja jetzt im Land der Mitternachtssonne) und das Thermometer zeigte immer noch 24 Grad.
 
10. Juli 2018 16:46 N66° 33'
Auf dem Campingplatz Lundhøgda in Fauske verbrachten wir die Nacht. Der Platz ist sauber und günstig (200 NOK 3 Personen und Hund). Die Dusche kostet jedoch 10 Kr für 5 Minuten. Gegen Abend kamen dann Wolken auf und bescherte uns eine Abendstimmung wie im Bilderbuch.
 
Heute klingelte der Wecker um 6 Uhr. Wir wollten die Fähre um 11:00 von Bodø nach Moskenes auf den Lofoten nehmen. Die Fahrt von Fauske nach Bodo dauerte nicht lange und nach einer kurzen Wartezeit am Hafen konnten wir auch bereits einschiffen. Die Überfahrt dauert ca. 3h 15min. Trotz ruhiger See, begann es, nachdem das Schiff die Küstenregion verlassen hatte, kräftig zu schaukeln. Ich möchter nicht wissen, wie es tut, wenn stürmische See herrscht. Eine gewisse Seetauglichkeit ist auf alle Fälle Voraussetzung. An Deck herrscht Hundeverbot. Es gibt im Unterdeck aber einen Raum für Hunde. Da wir alleine im Raum waren, konnten wir uns dort einigermassen gemütlich einrichten und die Überfahrt in einem Buch lesend verbringen.
Die Lofoten sind ein Teil einer Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens bestehend aus etwa 80 Inseln. Der Name bedeutet „der Luchsfuss“ von „ló“, altnordisch für Luchs, und „foten“, der Fuss. Å ist ein kleiner Ort etwa 10 Min vom Moskenes entfernt, wo auch die Strasse E10, welche die Inselgruppe von Süden Richtung Norden durchquert, endet. In Å befindet sich auch das norwegische Fischereimuseum und das Stockfisch Museum, in dem die tausendjährige Geschichte der Handelsware Stockfisch erläutert wird. Auch heute noch sind im Sommer im Ort die Trocknungsgestelle für den Stockfisch, die Tørrfiskgestelle, zu finden. Die Nacht verbrachten wir auf dem Campingplatz in nach Moskenes.
 
Stockfisch ist der älteste Exportschlager Norwegens. Die Herstellung hat insbesondere für Nordnorwegen große Bedeutung und ist seit Jahrhunderten eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen dort. Die beste Qualität wird auf den Lofoten-Inseln Værøy und Røst erzielt. Die wichtigsten Exportmärkte sind Italien, Schweden, die USA und Nigeria. Schon die Wikinger führten auf ihren Reisen Stockfisch als Nahrungs- und Tauschmittel mit. Im 13. Jahrhundert etablierte sich die Hanse in Bergen und übernahm die Kontrolle des Stockfischhandels mit Nordnorwegen. Der Fisch wurde nach Deutschland gebracht und von dort international weiterverkauft. Der Handel zwischen den Deutschen und den Norwegern basierte hauptsächlich auf Tauschgeschäfte. So bekamen die Norweger für den Stockfisch das wichtige Mehl zum Backen von Brot. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts war dieser Handel für Norwegen ein Gewinn, danach schlug das Verhältnis zu Gunsten des Mehls um. Nachdem die Hanse sich aufgelöst hatte, übernahmen die kommunalen Fischereiverbände wieder den internationalen Handel. Die Lofoten mit ihren grossen Dorschschwärmen vor der Küste waren von je her die bedeutendsten Lieferanten von Stockfisch. Seit 2007 ist “Stockfisch von den Lofoten” eine geschützte Marke, 2014 wurde diese im EU-Qualitätsregister eingetragen. Stockfisch ist ein natürliches Produkt frei von künstlichen Zusatzstoffen, die Herstellung ist ressourcenschonend. Dem Fisch wird lediglich das Wasser entfernt, alle Nährwerte bleiben also erhalten. Für die Produktion werden Dorsch, Seelachs, Leng, Lumb und Schellfisch verwendet. Nach dem Fang werden Kopf und Innereien entfernt und jeweils zwei Fischkörper an den Schwänzen zusammengebunden. So werden sie auf die Trockengestelle gehangen und bleiben dort 2-3 Monate. Die Köpfe werden separat getrocknet. In keinem anderen Land der Welt sind die klimatischen Bedingungen für die Herstellung des Stockfischs so gut wie in Norwegen. Die Luft darf nicht zu trocken sein. Zu warme Temperaturen würden einen Befall von Fliegen und Maden zur Folge haben, bei zu kühlen Temperaturen würde der Fisch gefrieren und nicht trocknen. Ein leichter, salzhaltiger Wind vom Meer liefert die besten Ergebnisse.
(Quelle: Wikipedia)
Am nächsten Morgen wollten wir die Umgebung erkunden und machten unseren ersten Halt in Reine, einem kleinen 300 Seelen Dorf. Reine ist bekannt für seine landschaftliche Schönheit. Der Blick vom Reinebringen ist ein beliebtes Fotomotiv, das für die Titelseiten vieler touristischer Broschüren verwendet wird (Dazu mehr ein bisschen später). Wir fuhren weiter nordwärts und hielten in Slund, einem kleinen Fischerdorf mit einem Fischereimuseum, an. Eigentlich wollten wir das Museum besuchen und eine kleine Wanderung in der Umgebung durchführen, doch es kam leider anders.
Ein älterer Herr fuhr beim rückwärts fahren in unser Wohnmobil. Ausser Blechschaden passierte zum Glück nichts Schlimmeres. Ein junger Angestellter des Museums half uns dann beim Ausfüllen des Protokolls, da der Unfallverursacher kein Wort Englisch sprach und wir kein Wort Norwegisch und zu unserem Entsetzen war auch noch das Europäische Unfallprotokoll in Deutsch verfasst. Somit vom Norwegischen ins Englische und vom Englischen ins Deutsche und dann alles noch in die andere Richtung. Man hätte die Zeit auch anderes verbringen können, aber wie heisst es so schön, man muss alles mal erlebt haben und in den Ferien soll man sich Zeit nehmen. Es zeigte sich aber wie hilfsbereit und geduldig die Norweger sind. Nachdem die Protokolle unterschrieben waren, genehmigten wir uns eine feine Waffel im nahegelegenen Kaffee.
Selfjord